Gestern wollte ich mir meiner Frau nach langer Zeit wieder einmal einen Film im Kino ansehen.
Die Sitzplatzreservierung gestaltete sich etwas schwierig, da dies nur online möglich war und man den “Einen” Rollifahrer-Stellplatz zwar anklicken konnte, es passierte aber ansonsten nichts.
Ich versuchte mehrfach im Kino anzurufen und lernte, dass nach ca. 30 maligen klingeln man von der Telefonanlage herausgekegelt wird.
Wir reservierten die zwei Sitzplätze neben dem Rollifahrerplatz (optisch waren die Plätze nebeneinander) und fuhren mit dem Auto zum Kino.
Zu meiner Ãœberraschung waren am Hinterausgang tatsächlich alle zwei Behindertenparkplätze frei, wobei auf dem einen zwei Fußgänger mit reichlich Werkzeug standen, die mir aber sofort Platz zum “Einparken” machten.
Ich drehte mein Auto in einer Einbahnstraße und parkte verkehrt herum, da das Aussteigen für mich trotz Hilfe an der Bürgersteigseite kaum möglich ist und mein Rollstuhlverladesystem dort schlecht funktioniert.
Hierfür habe ich ein zusätzliches “Ausweiskärtchen” gebastelt, damit mir unsere Freunde und Helfer hoffentlich keinen neuen Parkplatz suchen.
In der Zwischenzeit kam auch ein Leih-Kleinbus, stellte sich auf den anderen Behindertenparkplatz, und die zwei Burschen verstauten ihr Werkzeug. Ich sagte nichts, das Einladen konnte ja nicht lange dauern.
An der Kinokasse erklärte man mir, dass man den Rolliplatz auch online buchen könne, das würde aber manchmal nicht funktionieren. Na toll…!!
Nun gut, wir mussten nur eine Kinokarte bezahlen und der Rolliplatz war auch noch frei.
Auf halber Höhe im Kino, kein direkter Vordermann, das war doch mal was.
Die Sitznummern waren etwas eigenartig, Sitz 13 und Sitz 91, das würde aber stimmen.
Da hat sich ein Bauingenieur selbst übertroffen. Hier wurde vermutlich nach neusten Vorgaben der EU zur Inklusion (Gleichstellung von Behinderten und nicht Behinderten) gebaut. Genial, eine eigene
Rollstuhlfahrer Wartezone im Kino.
Lobenswert, das Nottelefon an der Wand und der großzügige Stellplatz direkt neben einem Notausgang.
Man beachte die extra hochgezogene
 Antiknutschmauer,
die auch unerwünschte Gespräche während des Films mit der Begleitung rigoros unterbindet.
Einem romantischen Kinobesuch stand eigentlich nur eine Wand im Wege.
Der Film war spitze, da gab es sogar ein Rollstuhlfahrer.
Er spielte in einen Land, in dem traditionell gebratene, amputierte, Amphibien-Sprung-Gliedmaßen verspeist werden*.
Als ich wieder am Auto war, ärgerte ich mich ein bisschen, dass der Kleinbus immer noch auf dem zweiten Behindertenparkplatz stand.
Ich weiß, dass die Brandschutzvorschriften in einem Kino heftig sind, aber
DIE MAUER MUSS WEG!!!
Es ist mir immer noch ein wenig unklar, auf was ich in der Wartezone eigentlich warten sollte, da kam noch nicht einmal jemand mit Eiskonfekt.