Archiv für 31. Mai 2015

Im Heli ohne Rolli ĂĽber Sri Lanka

Sonntag, 31. Mai 2015

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Sri Lanka, alles grün und keine Apfelbäume

Wir wurden standesgemäß abgeholt von einem Fahrer mit verspiegelter Pilotenbrille namens “Amigo“ im silberfarbenen Hummer (laut Beschriftung der Kühlerhaube, auf dem Lenkrad prangte dann doch das Hondazeichen ;-) ) und zum Militärflughafen in Colombo gefahren.

Es stand schon ein Empfangskomitee bereit mit einem Rollstuhl, in dem bestimmt schon Lieutenant Dan gesessen hat. Zum GlĂĽck durfte ich dann doch meinen eigenen benutzen.

Wir waren die einzigen Touristen auf dem gesamten Flughafen. Der Sicherheitschef kümmerte sich sofort persönlich um uns. Unser Reiseleiter machte seinem Namen alle Ehre und stand plötzlich im Sicherheitsbereich wieder vor uns, weil der Sicherheitschef zufällig ein alter Klassenkamerad von ihm war.

4 Immigration-Stewardessen im tĂĽrkisblauen Sari warteten derweil gelangweilt auf Feierabend.

Ein Golfcar fuhr vor, das sogar Vorrichtungen zum Anbringen von Standarten hatte, also genaugenommen ein Diplomatenfahrzeug. Nach einigen Diskussionen wurde mir dann doch gestattet, die 100 Meter zum Startplatz in meinem Rolli zurückzulegen. Mir wurden dafür eine der türkisblauen Damen als persönliche Schirmträgerin sowie zwei eigene Security-Beamte zur Seite gestellt. In meinem Gefolge tuckerte das Golfcar mit den 3 anderen Fluggästen, einer weiteren Sari-Dame und noch mehr Security. Stand auf meiner Weste vielleicht Follow me?!

Am Hubschrauber angekommen, begrüßte uns der Pilot, und es kamen noch einmal 3 Mann aus dem Hangar. Ich schätze, ich war das Highlight des Tages (Monats?), und alle wollten dabei sein, wenn der verrückte weiße Rollstuhlmann in den Helikopter “einsteigt“.

Ca. 12 Mann standen dann um mich rum und warteten auf Kommandos, wie sie mich am besten dort hoch schaffen sollten (die Sitzhöhe war auf ca. 1,40 m). Der altbewährte Rettungsgriff funktionierte in diesem Fall nicht.

Daraufhin wurde mein alter Traum eines Sänftenrollis fast erfüllt, vier Mann hoben meinen Rolli auf Einstiegshöhe, und ich konnte mit Hilfe meines Rutschbrettes bequem auf den Sitz rüberrutschen. So wurde mein Slideboard quasi zum Flightboard. Die Bodentruppen waren begeistert. Kurzfristig fühlte ich mich wie auf einem Thron, da alle anderen noch auf der Erde standen. Ich wollte meinem Volk wie die Queen winken, entschloss mich dann aber doch für einen Daumen hoch. Welch erhebendes Gefühl! Es ist für einen Rollifahrer schon etwas besonderes, im Sitzen größer als alle Fußgänger zu sein ;-)

Der Flug ging dann Richtung Inselmitte nach Kandy, und der Pilot schaffte es, immer vor dem aufziehenden Monsunregen davonzufliegen.

Der Blick auf die Insel war, vor allem ĂĽber dem Hochland, vergleichbar mit den Landschaften, die man aus Filmen wie Platoon und Forrest Gump kennt. Alles grĂĽn, Teeplantagen und mehr Palmen, als ich jemals in 1 1/2 Stunden gesehen habe (und keine Apfelbäume – no apple trees, just pineapples!).

Kurz vor der Landung setzte der Pilot noch einen Funkspruch ab, dass er mehr Zeit für die Ground Clearance benötige, da er einen Wheelchair an Bord habe. Dies schien uns ein bisschen übertrieben, da auf dem Flughafen bestimmt so viel Betrieb war wie zur Rush Hour in Kassel-Calden. Aber es muss ja alles seine Ordnung haben ;-)

ZurĂĽck auf dem Boden sahen wir schon zwei Männer, die meinen Rollstuhl aus dem Hangar schoben. Der eine begutachtete dabei fasziniert von allen Seiten mein Rutschbrett. Vermutlich hat er direkt abends mit den Laubsägearbeiten begonnen ;-) Wahrscheinlich war er nachher ziemlich enttäuscht, dass es beim RĂĽcktransfer aus dem Helikopter nicht zum Einsatz kam…

Stattdessen kam die klassische Rettungsgriff-Wurftechnik zum Einsatz, so dass nach dem Rundflug der Abflug mit einer Punktlandung im Rollstuhl erfolgte. Der Pilot war offensichtlich beeindruckt, denn er kommentierte: “He knows his game“.

FĂĽr den RĂĽckweg erwartete uns das gleiche Empfangskomitee inklusive Schirmträgerin, Security und Golfcar. Der Wettergott war uns auch gnädig gestimmt – erst als ich wieder sicher im Rollstuhl saĂź, öffnete der Himmel seine Schleusen, und der Monsun begrĂĽĂźte uns mit dicken Tropfen. Meine Schirmträgerin lief ungerĂĽhrt neben mir her, während sie selbst ziemlich nass wurde, aber das ist man in diesem Land wohl gewöhnt – ihr einziger Kommentar war “It’s just rain“.

Ich hätte Euch gerne noch mehr Beweisfotos gezeigt, da es sich aber um einen Militärflughafen und Angehörige des Militärs handelt, haben wir uns mit Fotos dort auf dem Flughafen lieber zurĂĽckgehalten. Eine ĂśberprĂĽfung der Barrierefreiheit des örtlichen Militärgefängnisses war im Reiseplan nicht drin…

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Hier geht’s,…ääh..fährt man zur