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Sri Lanka, alles grĂŒn und keine ApfelbĂ€ume
Wir wurden standesgemÀà abgeholt von einem Fahrer mit verspiegelter Pilotenbrille namens âAmigoâ im silberfarbenen Hummer (laut Beschriftung der KĂŒhlerhaube, auf dem Lenkrad prangte dann doch das Hondazeichen ) und zum MilitĂ€rflughafen in Colombo gefahren.
Es stand schon ein Empfangskomitee bereit mit einem Rollstuhl, in dem bestimmt schon Lieutenant Dan gesessen hat. Zum GlĂŒck durfte ich dann doch meinen eigenen benutzen.
Wir waren die einzigen Touristen auf dem gesamten Flughafen. Der Sicherheitschef kĂŒmmerte sich sofort persönlich um uns. Unser Reiseleiter machte seinem Namen alle Ehre und stand plötzlich im Sicherheitsbereich wieder vor uns, weil der Sicherheitschef zufĂ€llig ein alter Klassenkamerad von ihm war.
4 Immigration-Stewardessen im tĂŒrkisblauen Sari warteten derweil gelangweilt auf Feierabend.
Ein Golfcar fuhr vor, das sogar Vorrichtungen zum Anbringen von Standarten hatte, also genaugenommen ein Diplomatenfahrzeug. Nach einigen Diskussionen wurde mir dann doch gestattet, die 100 Meter zum Startplatz in meinem Rolli zurĂŒckzulegen. Mir wurden dafĂŒr eine der tĂŒrkisblauen Damen als persönliche SchirmtrĂ€gerin sowie zwei eigene Security-Beamte zur Seite gestellt. In meinem Gefolge tuckerte das Golfcar mit den 3 anderen FluggĂ€sten, einer weiteren Sari-Dame und noch mehr Security. Stand auf meiner Weste vielleicht Follow me?!
Am Hubschrauber angekommen, begrĂŒĂte uns der Pilot, und es kamen noch einmal 3 Mann aus dem Hangar. Ich schĂ€tze, ich war das Highlight des Tages (Monats?), und alle wollten dabei sein, wenn der verrĂŒckte weiĂe Rollstuhlmann in den Helikopter âeinsteigtâ.
Ca. 12 Mann standen dann um mich rum und warteten auf Kommandos, wie sie mich am besten dort hoch schaffen sollten (die Sitzhöhe war auf ca. 1,40 m). Der altbewÀhrte Rettungsgriff funktionierte in diesem Fall nicht.
Daraufhin wurde mein alter Traum eines SĂ€nftenrollis fast erfĂŒllt, vier Mann hoben meinen Rolli auf Einstiegshöhe, und ich konnte mit Hilfe meines Rutschbrettes bequem auf den Sitz rĂŒberrutschen. So wurde mein Slideboard quasi zum Flightboard. Die Bodentruppen waren begeistert. Kurzfristig fĂŒhlte ich mich wie auf einem Thron, da alle anderen noch auf der Erde standen. Ich wollte meinem Volk wie die Queen winken, entschloss mich dann aber doch fĂŒr einen Daumen hoch. Welch erhebendes GefĂŒhl! Es ist fĂŒr einen Rollifahrer schon etwas besonderes, im Sitzen gröĂer als alle FuĂgĂ€nger zu sein
Der Flug ging dann Richtung Inselmitte nach Kandy, und der Pilot schaffte es, immer vor dem aufziehenden Monsunregen davonzufliegen.
Der Blick auf die Insel war, vor allem ĂŒber dem Hochland, vergleichbar mit den Landschaften, die man aus Filmen wie Platoon und Forrest Gump kennt. Alles grĂŒn, Teeplantagen und mehr Palmen, als ich jemals in 1 1/2 Stunden gesehen habe (und keine ApfelbĂ€ume – no apple trees, just pineapples!).
Kurz vor der Landung setzte der Pilot noch einen Funkspruch ab, dass er mehr Zeit fĂŒr die Ground Clearance benötige, da er einen Wheelchair an Bord habe. Dies schien uns ein bisschen ĂŒbertrieben, da auf dem Flughafen bestimmt so viel Betrieb war wie zur Rush Hour in Kassel-Calden. Aber es muss ja alles seine Ordnung haben
ZurĂŒck auf dem Boden sahen wir schon zwei MĂ€nner, die meinen Rollstuhl aus dem Hangar schoben. Der eine begutachtete dabei fasziniert von allen Seiten mein Rutschbrett. Vermutlich hat er direkt abends mit den LaubsĂ€gearbeiten begonnen Wahrscheinlich war er nachher ziemlich enttĂ€uscht, dass es beim RĂŒcktransfer aus dem Helikopter nicht zum Einsatz kam…
Stattdessen kam die klassische Rettungsgriff-Wurftechnik zum Einsatz, so dass nach dem Rundflug der Abflug mit einer Punktlandung im Rollstuhl erfolgte. Der Pilot war offensichtlich beeindruckt, denn er kommentierte: âHe knows his gameâ.
FĂŒr den RĂŒckweg erwartete uns das gleiche Empfangskomitee inklusive SchirmtrĂ€gerin, Security und Golfcar. Der Wettergott war uns auch gnĂ€dig gestimmt – erst als ich wieder sicher im Rollstuhl saĂ, öffnete der Himmel seine Schleusen, und der Monsun begrĂŒĂte uns mit dicken Tropfen. Meine SchirmtrĂ€gerin lief ungerĂŒhrt neben mir her, wĂ€hrend sie selbst ziemlich nass wurde, aber das ist man in diesem Land wohl gewöhnt – ihr einziger Kommentar war âIt’s just rainâ.
Ich hĂ€tte Euch gerne noch mehr Beweisfotos gezeigt, da es sich aber um einen MilitĂ€rflughafen und Angehörige des MilitĂ€rs handelt, haben wir uns mit Fotos dort auf dem Flughafen lieber zurĂŒckgehalten. Eine ĂberprĂŒfung der Barrierefreiheit des örtlichen MilitĂ€rgefĂ€ngnisses war im Reiseplan nicht drin…
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